Bestrafung

Date January 12, 2006 | Map

Am Wochenende war ich stinkefaul. Dienstag sagte ich daher zu meiner Kollegin, “I deserve to be punished”. Eigentlich war das nur so eine Floskel; wer hätte denn ahnen können, dass das wirklich passiert? Und vor allem, wie stoppt man das Ganze wieder?! Meine Kollegin kommentierte nur noch, was mir an diesem einen Tag alles passierte “is no punishment, it’s a skill!” Zum Glück jedenfalls bin ich nicht nur aus dem verschlossenen Treppenhaus wieder heraus-, sondern auch unversehrt zuhause angekommen.

Was war passiert? Eine Menge. Es begann damit, dass ich mein Mobilfon auf dem Weg zur DLR vergaß und daher noch schnell zurückhechtete. Das war aus dem Grunde dumm, da der Zug auf halber Strecke stehenblieb. Wegen eines Defekts wurde die Station Bank nicht angefahren und wir wurden bei Tower Hill hinausgeworfen, was eine Tube-Umsteigeorgie zur Folge hatte und den Arbeitsweg mehr als nur verdoppelte.

Im Büro entdeckte ich dann mehr als 2.000 Emails in meiner Inbox. Hm, Spam. Dumm nur, dass andauern neue ankamen, mit einer Frequenz von etwa vier pro Sekunde, was dann auch meinen Email-Reader komplett gelähmt hat. Über einen anderen Account ging ich der Sache nach und stellte fest, dass das alles Rückläufer waren – jemand hat meine Email-Adresse zum Spammen genutzt. Nicht nur das, auch meinen Email-Server: Mein privater Webspace wurde gehackt!

Inzwischen wurde ich von unserer IT-Abteilung angerufen und vom Webhoster kontaktiert. Zweieinhalb Stunden später war alles in mühevoller Arbeit halbwegs bereinigt. Zeit für einen Kaffee, eine leichte Übung für mich als büroweit anerkannten Milchaufschäum-Profi. Heute allerdings wollte die Maschine nicht so und entlud plötzlich eine Druckwolke in meine heiße Milch, die sich großzügig über die Maschine und mein Hemd verteilte. Beim Säubern fasste ich an die Aufschäumdüse, um relativ plötzlich zu merken, dass das Ding ja extrem heiß ist – eine kleine Brandblase.

Dass beim Essen dann Salz im eindeutig markierten Pfefferstreuer war, ist ja noch einfach hinzunehmen, aber dummerweise hatte ich kein Geld im Portemonnaie! Da zahlt es sich im wahrsten Sinne des Wortes aus, dass ich selten alleine Essen gehe. Und wieder zurück im Büro musste ich feststellen, dass ich beinahe einen Termin verpasst hätte. Verpasst habe ich ihn dann irgendwie doch, denn der Termin war erst eine Woche später, was ich natürlich erst nach 10 Minuten Fußmarsch vor Ort festgestellt habe.

Dann lief soweit alles glatt, bis ich in einem anderen Gebäude ein Meeting verließ. Ich war zum zweiten Mal in diesem Gebäude und konnte mich an die langsamen Fahrstühle erinnern, also ging ich über die Treppe nach unten. Ich wusste, dass man durch die Türen nur mit Ausweisen kam, aber eine Treppe führt ja immer ins Freie. Ins Treppenhaus kam ich dann auch rein und lief munter herunter. Unten drückte ich dann den Knopf neben der Tür, der die Verriegelung öffnen sollte, nur ging plötzlich das Licht aus: Es war der Lichtschalter. Einen Öffnungsknopf gab es nirgends, und die Tür war natürlich blockiert. Auch die Tür in den Etagen darüber. Super. Was nun? Etwa durch den Notausgang und mal eben einen Alarm auslösen?

Dankenswerterweise müssen Raucher draußen ihrem Laster nachgehen, denn vor dem Notausgang zündete sich gerade jemand eine Zigarette an. Mein Klopfen musste den Herrn ziemlich erschreckt haben, aber er war so nett und befreite mich aus meiner misslichen Lage. Nie wieder nehme ich in diesem Gebäude die Treppe! Ironischerweise ist die Sicherheitskonfiguration (Lift ist benutzbar, Treppe hält gefangen) hier genau umgekehrt wie in meinem Büro (Treppe ist benutzbar, Lift hält gefangen). Wie soll man das denn ahnen?

Auf dem Rückweg habe ich dann nur noch etwas verpasst: Züge, Busse und meiner Jacke ein paar weiße Hauswand-Streifen. Und fast zuhause musste ich feststellen, dass mein Haustürschlüssel noch am Büroschrank hing. Da ist es doch sehr angenehm, dass das Gebäude bis Mitternacht offen hat, denn so konnte ich noch schnell (dank radikalem Busfahrer nur 30 statt normal 45 Minuten) ins Büro und wieder zurück, ein Arbeitsrückweg von plötzlich zweieinhalb Stunden statt 50 Minuten.

Nie war ich so froh, abends gesund im Bett zu liegen.

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