The Snow Queen

Date December 1, 2006 | Map

Meine erste Panto. Letztes Jahr wäre ich beinahe in eine gegangen, aber da war mir diese urbritische Tradition noch etwas suspekt. Ist das ausschließlich was für Kinder? Warum spielt ein alter Mann eine überzeichnete Frauenrolle? Ist ein Pferdekostüm nicht zu banal-albern? Muss man mitsingen? Und was hat ein überbuntes, fröhliches Schauspiel oder gar Musical mit Pantomime zu tun?

Nun, nichts mit dem Mimenspiel, das man im Deutschen unter Pantomime versteht. Die traditionelle Weihnachtspanto ist ganz anders, hat einige Regeln und noch mehr Elemente, die unbedingt vorkommen müssen. Zum Glück lebte die Freundin, die mich in die Schneekönigin schleppte, schon länger in London und kannte sich daher mit den hiesigen Gepflogenheiten deutlich besser aus als ich: Ja, eine Panto ist schon für Kinder, aber steckt nicht in uns allen ein Kind, das manchmal raus will? Raus fuhren wir daher nach Stratford, um im dortigen Theatre Royal das Märchen von Hans Christian Andersen als Panto aufbereitet zu sehen.

Das Publikum des Theatre Royals hat im wesentlichen zwei Rufe: Erstens ist es sehr multikulturell (lies: sehr wenig Weiße im Publikum), zweitens ist es sehr freundlich (lies: wohlwollender Applaus auch bei schlechten Aufführungen). Die Bar jedenfalls war schon mal gut und unterstrich, dass wir beiden hier publikumsmäßig kein Mainstream waren: Weiß, ohne Kind, erwachsen. Beste Voraussetzung, um Spaß zu haben!

Spaß hatten wir! Die Aufführung hatte lieblichen Witz, primär für Kinder, aber auch für Erwachsene spannend und unterhaltsam. Interaktionen gab es einige und wurden zum Ende hin immer häufiger und intensiver. Beim Hissen machten wir energiegeladen mit, bei den Zwischenrufen (“He’s behind you!”, “No, you won’t!”) überließ ich lieber den Kindern (und Frauen) das Aktionsfeld, da ich den gemeinschaftlichen Chor durch die dann einzige echte Männerstimme lieber nicht prägen und umgestalten wollte. Wäre tatsächlich ziemlich aufgefallen.

Insgesamt war ich von der Qualität des Stücks echt positiv überrascht: Weit weg vom West End wurde hier eine Show auf die Beine gestellt, die so auch in der Shaftesbury Avenue hätte laufen können. Ist in London eigentlich alles immer so professionell? Gibt es keinen Raum für Amateurkunst, die nicht auf hohem Niveau abläuft? Nun, als Zuschauer will ich mich nicht beschweren. Schon gar nicht bei diesem Stück, das prima Abendunterhaltung war.

The Independent Preview
The Stage Review
Guardian Review
Times Review

Anschließend wollten wir noch etwas essen, aber nichts in einem Kettenladen, Gastropub oder Standard-Pizza-Burger-Chicken-Restaurant. Wir fanden einen Inder (Spice Inn, glaube ich), der letztendlich ganz ok war. Freundlicher Service, allerdings auch nicht hervorstechend. Extra anzureisen lohnt sich nicht, aber wenn man vorbeiläuft, kann man durchaus rein.

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