Les Aquarêves

Date July 30, 2005 | Map

Das Finale des 2005er Greenwich and Docklands International Festivals – natürlich spektakulär. Die Compagnie Malabar entführte tausende von Zuschauern entlang der Roman Road in Bow in die Fantasiewelt von Les Aquarêves, wie der Titel der Show lautet (Videos & Fotos auf der Malabar Website).

[thumb:384:l]Ein Schiff startete im Fußgängerzonenteil der Roman Road, nicht unbedingt die Top-Adresse in London, aber prima Spielstätte für dieses Spektakel von dort bis zum Endpunkt Wennington Green im Mile End Park, etwa einen Kilometer Entfernung. Für diesen Kilometer benötigte der Festzug lange. Sehr lange. Wohl etwas über eine Stunde, schätze ich, doch das Zeitgefühl ging bei der Veranstaltung völlig verloren.

Das Schiff der Träume war reinweiß, ebenso wie seine Besatzung, bestehend aus einem Käpt’n, einer Tänzerin, einem Akrobaten und Live-Musikern. Also, zumindest ein Gitarrist; ich glaube, sein Nebenmann war lediglich DJ, was ja nicht gerade live ist. Zusammen haben sie einen elektronisch-rockig geprägten Soundtrack gezaubert, was sehr cool war, besonders, wenn sich der Gitarrero auslebte. Ab und zu übernahm der Käpt’n die Rolle des, hm, MCs, oder kann man dazu “Sänger” sagen? Naja, halbwegs abwechslungsreiche, jedenfalls immer moderne, nach vorne gehende Musik, die äußerst passend war und Spaß machte.

Um das Schiff herum tanzten Stelzenläufer, die wie etwas seltsame Rieseninsekten auf bis zu vier Beinen wirkten. Sie rasten durch’s vergnügte Publikum, das mit dem Schiff weiterlief. Lustig wurde es, als das Schiff durch das Roman Road Gate am Eingang zur Fußgängerzone wollte: Da musste der Mast doch tatsächlich abmontiert und schräg gestellt werden. Dafür gab’s zur Belohnung eine akrobatische Hängetuch-Darbietung, als der Mast hinter dem Tor wieder aufgestellt war.

Unter vollen Segeln, immer mit einem riesigen Lichtmond im Schlepptau, ging es partymäßig weiter bis zum Wennington Green, ein schönes, großes Stück Wiese, wo schon eine PA aufgebaut war. Das Schiff dockte an, die Musik wurde lauter, und es begann ein bisschen Zirkusprogramm: Akrobaten, Stelzenläufer und im Prinzip alle Beteiligten führten ein paar Dinge auf, die sicherlich auch irgendwie eine zusammenhängende Story erzählten. Allerdings konnte ich sie nur erahnen.

Der Höhepunkt war eine Pyrotechnik-Show, während der das Schiff komplett in andere Farbtöne getaucht wurde, und schließlich füllte die Malabar-Crew die Aufführungsfläche mannshoch mit Schaum…und blies zur Schaumparty! Anfangs traute sich noch keiner, die Absperrung zu überwinden, aber nachdem die Stelzenläufer zwei, drei Leute geradezu in den Schaum zogen, gab’s kein Halten mehr: Alles stürzte zu Disco-Beats in den Schaum. Ein grandioses Schauspiel, vor allem, ein paar ältere (deutlich über der Pensionsschwelle), recht kleine Frauen zu sehen, die vollvergnügt in den Schaum gingen und darin vollkommen verschwanden…man warf sich gegenseitig Schaum zu, tanzte mehr oder weniger wild durch die Masse und hatte einfach nur Spaß.

Irgendwann war der Spaß leider doch vorbei, und man trottete mit neugefundenen Spielkameraden in Richtung Tube Station. Wann immer man auf dem Weg dorthin andere Menschen mit restbeschäumten Hosen sah, lächelte man sich wissend zu, die vollkommene Zufriedenheit eines tollen Abends im Gesicht des Anderen entdeckend. Super Entertainment!

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