Promming: John Adams
August 11, 2006 | Map
John Adams hatte ich mal in Frankfurt erlebt: Im weißen Anzug dirigierte er ein Sinfonie-Orchester in etwas anderer Besetzung, nämlich z.B. mit fünf E-Gitarren, die gelegentlich für ein echtes Brett sorgten. Heute war John Adams persönlich in der Royal Albert Hall zugegen, und er war wieder ganz in weiß.
Die Bilder des dirigierenden John Adams kamen sofort zurück – allerdings kein Wunder, denn wer John Adams mal dirigieren gesehen hat, vergisst das nicht: Es wirkt schon irgendwie zackig-hölzern und sehr abrupt. Etwas zu verbissen, was durchaus im Gegensatz zur Musik steht. Fast schon komisch.
Über die Musik gab es jedenfalls nichts zu meckern: John Adams dirigierte sich selbst. Das erste Stück (My Father Knew Charles Ives) war auch eine Hommage an Charles Ives, und dementsprechend gab es eine vollwertige Kackofonie an Geräuschen und sich überlappenden Fragmenten. Das zweite Stück (The Wound-Dresser) war ein ziemlicher Gegensatz; eigentlich ein tragisch-spannendes Stück, allerdings stehe ich überhaupt nicht auf klassischen Gesang. Dann doch lieber das etwa 40minütige Stück Harmonielehre, das zwar nicht so recht minimalistisch ist, aber durch unaufgelöste Dissonanzen und fragmentarische Überraschungen glänzt. Auch wenn’s, ehrlich gesagt, nicht ganz so einfach anzuhören ist wie andere Werke des Komponisten (der einfach kein überzeugender Dirigent ist).