Antony and Cleopatra

Date January 13, 2007 | Map

Lebe lang und in Frieden: Heute sah ich zum ersten Mal Jean-Luc Picard, mea maxima culpa, Patrick Stewart natürlich, Honorary Associate Artist der Royal Shakespeare Company. Selbige inszenierte Antony and Cleopatra im Novello Theatre im West End. Die sieben Tickets hatte ich schon im Oktober besorgt, eine von uns reiste unbekannterweise sogar (extra?) aus Deutschland an. So ein hochkulturelles Star-Ereignis muss man natürlich mit einem Dinner beginnen, stilecht im Orso bei Covent Garden, mehr weiter unten.

Antonty and Cleopatra Ticket

Antonty and Cleopatra Ticket

Das Dinner war jetzt nicht das billigste, dafür war unsere Sitzkategorie im Theater nicht die teuerste…aber ganz gut. Zwar wurden unsere Plätze nicht als Limited View klassifiziert, allerdings entging uns die letzte Szene Dank überhängendem Balkon ein klein wenig. Die Plätze waren aber deutlich besser und näher dran als damals bei Footloose im gleichen Theater. Und das stellte mich durchaus zufrieden.

Das Stück konzentrierte sich extrem auf die Leistung der Darsteller: Das Bühnenbild war sehr karg; Räume und Wände wurden weitestgehend nur duch geschickte Beleuchtung verdeutlicht, und die einzigen bewegten Bühnenelemente waren ein Tisch mit Stühlen sowie gegen Ende eine abgeseilte Plattform. Dieses Konzept wirkte, wohl aber auch nur wegen der wirklich faszinierenden Leistung der Darsteller. Nicht nur die Hauptdarsteller, sondern vor allem auch die Nebenrollen: Besonders Rob Carroll hat mich beeindruckt – wäre ich weiblich, wäre ich bei dieser Stimme dahingeschmolzen wie Zartbitterschokolade in der Teflonpfanne…naja, so hab’ ich halt das pure Testosteron absorbiert, dass da meinen Hörgang umschmeichelte.

Und wie waren nun die Hauptdarsteller? Cleo-PAH-tra Harriet Walter kannte ich vorher gar nicht, nun, war gut. Ja, wirklich! Antony Patrick Stewart war – holla – einfach nur toll: Überraschenderweise war seine Stimme im Vergleich mit den anderen eher leise, aber eine eindeutige Theaterstimme. Bei der Kräuselfrisur fragte ich mich, ob das seine echten Haare waren oder eine Perücke… Der Antony wurde jedenfalls meines Erachtens überragend zweideutig dargestellt: Sehr männlich-lachend-locker, aber irgendwie gepaart mit selbstverständlicher Rücksichtslosigkeit, die im Spannungsfeld von Verantwortung und Sorglosigkeit stand. Ich wusste nie so ganz, an was ich beim Antony war, aber seine politische Machtposition stellte ich trotz der Lockerheit nie in Frage. In Zweifel- und Verzweiflungsszenen ließ es Stewart nicht im Geringsten zu, die Aufmerksamkeit von ihm abzuwenden. Superspannend.

Alles in allem ein echt beeindruckendes Erlebnis – Star Trek kann sich hinten anstellen, Shakespeare ist für Stewart gemacht. Und schön zu sehen, dass die Kritiker diese Leistung auch ganz gut fanden.

The Independent Review
The Times Review
Guardian Review

Vor dem geistigen Genuss musste aber erst einmal der Körper zufrieden gestellt werden. Orso war nicht weit weg und eine wirklich gute Einstimmung: Ein angeposhter Italiener, sehr zuvorkommender Service und gute Qualität, auch wenn wir ‘nur’ das Pre-Theatre-Menu hatten. Weiß nicht mehr so ganz, was ich hatte, insofern gelangt das Restaurant auch nicht in meine Top Ten, aber als stilvoller Beginn eines Theaterabends ist das Orso nicht verkehrt. Dass wir Wein hatten, weiß ich aber noch. Schon ein Risiko, der Birne in Anbetracht der anschließenden Darstellung potentiell Aufmerksamkeitsfähigkeit zu entziehen, aber ein Genuss war es durchaus. Dessert hatte ich mir mit irgendjemandem geteilt, denn das können sie wirklich, die Italiener. Dessert meine ich, nicht teilen (was sie bestimmt auch können). Fazit: Nett, ich werde aber erst einmal andere Restaurants entdecken wollen.

London Eating Review
Time Out Review
Toptable Review

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