Ariana

Date December 2, 2006 | Map

Ein echter Insidertipp. Ein afghanisch-persisches Restaurant, das nicht vielen bekannt sein dürfte; zumindest im Web gibt es wenig zu erfahren: Keine Website und nur wenig Reviews. Ohne fremde Hilfe hätte ich von der Existenz dieses Kleinods noch nicht einmal geträumt!

Die fremde Hilfe kam in Form einer Doppel-Geburtstags-/Doktorfeier. Der Feiernde, den ich bislang nicht kannte, war Afghaner, und die Feiernde, die mich hierhin gelotst hat, hat einiges mit Afghanern zu tun. Demensprechend bestand unsere gar nicht mal kleine Gesellschaft, die etwa ein Fünftel des Restaurants einnahm, etwa zur Hälfte aus…Afghanern. Mit Afghanern beim Afghaner essen zu gehen, das kann gar nicht schiefgehen. Allerdings musste ich erst einmal das Restaurant finden: Meine Suche begann ich am falschen Ende der Bourne Terrace, eine leicht heruntergekommene Wohngegend, nicht besonders angenehm. Hier sollte ein Restaurant sein? Immerhin ist die Anreise schon einmal ein, ähm, Erlebnis.

Tatsächlich war dieser Abend ein echt tolles Erlebnis; Dinner mit Vollunterhaltung. Ein Duo mit Keyboard, Percussion und Gesang spielte, soweit ich das erkennen konnte, modernisierte persische Musik…und zwar ziemlich laut: Keine lauschige Essensuntermalung, sondern anscheinend das vorderasiatische Äquivalent zu Partykrachern.

Zwar hatte die Speisekarte gute Erklärungen, doch sämtliche Europäer am Tisch verließen sich lieber auf die Empfehlungen der Experten. Nach etwas Konfusion stellte sich dann heraus, das wir bei unserer Gruppengröße gar nicht à la Carte bestellen düften; allerdings war das vorgeschlagene Menü etwas teuer, und so handelten “unsere” Afghaner einfach einen akzeptablen Preis mit dem Wirt aus: £20 pro Person, mit einem Teil der Drinks. Handeln gehört zur Kultur.

Was dann auf den Tisch kam, war schlichtweg phänomenal: Als Vorspeise Humous und andere Cremes mit leckerem Fladenbrot. Dann kamen ein paar Schüsselchen mit Salaten, und gleichzeitig bekam jeder einen Teller mit einem Mittelgebirge Reis, das den Teller schon komplett voll machte. Sofort kamen auch die eigentlichen Hauptgerichte: Mehrere Ofenbleche mit ausgerolltem Brot als Unterlage, auf der sich riesige Haufen unterschiedlicher Fleischsorten auftürmten. Daneben noch ein paar Ziertomaten als Gemüse. Wow, soviel zubereitetes Fleisch auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen, da ließ ich meine drei Monate junge vegetarisch orientierte Ernährung doch einfach mal vegetarisch orientierte Ernährung bleiben – wenn schon zum zweiten Mal Fleisch seit September, dann aber richtig! Und zwar hier und jetzt sofort, als gäbe es kein Morgen!

Und es war lecker! Und viel! Und leckerer! Und viel mehr! Leerer schienen die Platten kaum zu werden, und selbst wenn, dann hätte der Wirt halt nachgeliefert…so bekam er einiges zurück, aber gar nicht mal soviel, wie ich anfangs angesichts der Mengen gedacht hätte. Dafür waren wir allesamt auf einmal relativ bewegungsunfähig. Aber auch dagegen weiß der Afghaner (oder Perser) anzugehen: Bauchtanz!

Ein langhaariges, blondes Mädel zog zwischen Hauptspeise und Baklava mit Minztee die Aufmerksamkeit auf sich. Witzig, goldblonde Haare und persische Gesichtsform. Machte den Bauchtanz aber nicht ein einziges Stückchen weniger attraktiv, eher im Gegenteil. Natürlich kam, was kommen musste: Gäste wurden aufgefordert, und es zeigte sich, das außer uns paar Europäern alle Gäste einen persischen Hintergrund hatten. Echt nicht schlecht, was einige Männer und Frauen zusammen mit der Bauchtänzerin darboten. Natürlich musste auch unser Geburtstagskind ran. Nach sage und schreibe mehr als 45 Minuten sowie Tanz mit etwa der Hälfte aller Gäste war der Bauchtanz vorbei. Respekt. Ach, ich gehörte übrigens zu der Hälfte, die nicht aufgefordert wurde. Kein Kommentar.

Müßig zu erwähnen, dass das Baklava ebenfalls in nicht gerade kleinen Mengen geliefert wurde. Ein rundum gelungener Abend in (für mich zumindest) verdammt authentischer Atmosphäre zusammen mit vielen ganz, ganz lieben Menschen. Etwas überrascht stellte ich auf dem Heimweg fest, noch in London zu sein.

Probiertipp: Das Menü!

Surgarvine London Reviews

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