Stomp!

Date October 14, 2005 | Map

Das Wort soll wohl den Klang darstellen, wenn man mit voller Wucht einen Holzschlegel auf eine Mülltonne schlägt. Wäre jedenfalls passend: Bei Stomp! handelt es sich, wie wahrscheinlich mittlerweile die meisten wissen, um ein Alltagsgegenstands-Perkussions-Ensemble, das mit dem Konzept des rhythmischen Herumtrommelns auf irgendetwas ein komplettes Abendprogramm gestaltet.

Wir wurden gewarnt, dass es laut werden könnte, wenn man weit vorne sitzt. Unsere Plätze waren in der dritten Reihe. Das war auch gut so, denn wir waren wirklich mittendrin im Geschehen, und laut wurde es lediglich in ein oder zwei Szenen, als die Performer an den Wandtrommeln ihr kraftvolles Spiel demonstrierten. Das war dann allerdings richtig laut – choreografierter Krach pur!

Stomp Ticket

Die Show war insgesamt sehr spaßig und viel besser, als ich es mir erhofft hatte. Den ganzen Abend lang gab es nur eine Handvoll gesprochener Worte; Stomp! ist also eine Show, der man bequem ohne irgendwelche Englischkenntnisse folgen kann. Im Prinzip handelt es sich um eine Aneinanderreihung von rhythmischen Sequenzen, die jeweils auf unterschiedlicher ‘Instrumentation’ beruhen. Die Show wurde übrigens in London 1991 uraufgeführt; die Macher hatten ähnliches allerdings auch schon vorher auf die Bühne gebracht.

Es begann alles mit einem Hausmeister, der die Bühne fegte und das rhythmische Potential des Borsteninstruments entdeckte. Zunächst sehr leise kamen dann ein paar Kollegen und fegten sich in Rage. Die Darsteller verkörperten konsequent unterschiedliche, aber sehr ausgeprägte Charaktere, vom coolen Dandy über den fröhlichen Harmlosen bis hin zum schüchternen Volltrottel, der von den anderen immer aufgezogen wurde. Diese Charakterverteilung war im Prinzip Kernstück der Story, und man konnte beobachten, wie sich die Beziehungen zwischen den Charakteren entwickelte und Gruppenverbindungen entstanden und wieder aufbrachen. Letztendlich ging es aber darum, aus Individualleistungen komplexe Rhythmiken und Klanggebilde entstehen zu lassen, was auch vorzüglich gelang.

Witzig anzuschauen waren die als Bauchladen getragenen Küchenspüleinsätze, teilweise sogar ans Wasser angeschlossen, sowie die Feuerzeug-Sequenz. Unser eindeutiger Favorit war die Rohrsequenz, die geheimnisvoll und sogar etwas melodisch daherkam. Die lauteste Mülltonnen-Sequenz war einfach nur spektakulär-brachial, und die Zeitungszerreißsequenz hatte den wohl besten Gag. Als Zugabe musste natürlich auch das Publikum mal ran: Unter Anleitung sollte ein rhythmisches Muster nachgeklatscht werden – was zunächst sehr einfach war, wurde schlagartig doch ziemlich anspruchsvoll, und meine Begleiterin stellte sich als rhythmisch äußerst unbegabt heraus.

Fazit: Keine Show für die, die Andrew-Lloyd-Webber-Musicals suchen. Für die, die das “etwas andere” Showvergnügen suchen, absolut toll – ich fand’s richtig klasse und besser als so manches Musical (ja, auch besser als Les Misérables), aber jeder hat ja zum Glück seine eigenen Vorlieben. Meine liegen ganz eindeutig in Richtung Erlebnisperformance, wie Stomp! sie bietet.

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