Von Leamington Spa nach Warwick

Date May 15, 2007 | Map

Dank meines letzten Besuchs wusste ich, was mich in Coventry erwartete. Deshalb buchte ich lieber gleich das Rückfahrticket von Warwick aus, um dem späten Nachmittag ein würdiges Sightseeing zu entringen, ganz im Gegensatz zu den zwei langen Stunden in Coventry im April. Und siehe da, auch wenn das Wetter nicht überfröhlich war, ich wurde nicht enttäuscht.

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Sobald ich aus der Warwick University, die ja gar nicht in Warwick ist, herauskam, setzte ich mich also in den Bus nach Leamington Spa und war überrascht, erst einmal mitten im Stau zu stehen. Dennoch ging die Fahrt nach Leamington Spa recht zügig, und als ich dort ankam, stellte ich fest, dass ich eigentlich gar nichts über dieses kleine Städtchen, das offiziell sogar Royal Leamington Spa heißt, wusste. Aber Unwissen schützt ja nicht vor Sightseeing, und da die sichtbaren Museen schon zu oder annähernd zu waren, entdeckte ich lieber die Natur. Vom Bus aus wirkte die Stadt an sich zwar ganz nett, aber nicht unbedingt umfangreich genug, um auch nur kleinere Entdeckungstouren anzuregen.

Die Jephson Gardens haben sie aber sehr gut hinbekommen im königlichen Heilbad. Schön angelegt, Fontänen und eine hübsche Brücke. Ein guter Startpunkt für eine kleine Wanderung nach Warwick, immer am Wasser entlang. Zunächst am River Leam entlang nicht ganz bis zu seiner Münding in den River Avon, weil der Wanderpfad erst am Grand Union Canal vorbeiführt bis zu dessen Überquerung des Avons, eine Brücke, die die künstliche Wasserstraße über den natürlichen Fluss führt. Von dort geht man durch ein kleines Waldstückchen und großzügige Auen bis nach Warwick, wo man im Prinzip direkt beim riesigen Warwick Castle herauskommt.

Was Warwick Castle steht hier schon seit 1068, natürlich nicht in der heutigen Form, die leicht erkennen lässt, dass es sich hier um ein deftiges Machtsymbol handelt. Heute ist es eher der Ausdrück der Mächtigkeit des Tourismusgeschäfts, denn Warwick Castle ist wohl die Hauptattraktion des gesamten Umkreises bis mindestens Stratford-upon-Avon, der Shakespeare-Stadt, oder sogar Birmingham, der, äh, einstigen Treibkraft der industriellen Revolution, um es mal diplomatisch – aber korrekt – auszudrücken.

Da mittlerweile alles zu hatte und ich sowieso nicht ins Castle gegangen wäre, schaute ich mir ein wenig Warwick an und muss sagen, dass ich zwar irgendwie mehr als ein Dörfchen mit etwa 25.000 Einwohnern erwartet hätte, dennoch aber ein entzückendes, kleines, altes Örtchen vor mir sah. Der Marktplatz mit seinem Museum, die Stadttore, Kirchen und sonstigen historischen Gebäude mit viel Fachwerk, all dies wirkte äußerst gemütlich. Und es wäre noch entzückender gewesen, wenn in einem dieser Gebäude noch ein kleines Café mit Cream Tea offen gehabt hätte. Nächstes Mal vielleicht.

Gut gelaunt dachte ich dann, ich könnte mir am Bahnhof noch einen Tee oder Kaffee in schöner Mittelalteratmosphäre gönnen. Pustekuchen, denn schon wenige Meter hinter dem Eastgate holte mich die Realität der Moderne aus sämtlichen Möchtegern-Träumereien und ich befand mich auf einer stark befahrenen, gesichtslosen Straße mit hässlichen Häusern und lediglich ein paar unschönen Schnellimbissen als Verköstigungsmöglichkeiten. Ok, zwei Pubs waren auch dabei, aber die ließ ich links liegen und wartete stattdessen im Regen auf dem kleinen Bahnsteig, von dem mich ein langsamer Bummelzug zurück nach Marylebone brachte. Trauriges Ende, aber die Wanderung von Royal Leamington Spa nach Warwick mitsamt der kurzen Entdeckungen in beiden Orten war trotzdem kompromisslos schön!

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